ANDI IMHOF - «Mister Nationalturnen» wartet auf den Abschied.

    Andi Imhof, die langjährige unbestrittene Nummer 1 im Nationalturnen, hätte in diesem Jahr nach insgesamt zehn (!) eidgenössischen Kranzgewinnen abtreten wollen. Doch Covid-19 zwingt ihn in die Verlängerung.

    Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt: Diese Redensart spürt Andi Imhof in diesem Jahr in voller Härte. Die geplante letzte Saison seiner glanzvollen sportlichen Laufbahn fällt voraussichtlich komplett dem Corona Virus zum Opfer. Der 36-jährige Urner hatte in diesem Jahr als größtes sportliches Ziel noch die Komplettierung seiner Bergkranzsammlung auf dem Weißesten angestrebt. Danach hätte er sich auf dem Unterboden vom Schwingen und am Zentralschweizer Kantonalen im heimischen Bürglen vom Nationalturnen verabschieden wollen.

     

    Verlängerung um ein Jahr

    Bald zeichnete sich ab, dass Andi Imhof auf sämtliche Kranzschwingfeste und auch den Abschied auf dem Urnerboden verzichten muss. Schließlich wurde auch der Nationalturntag in Bürglen um ein Jahr verschoben. Damit stand für den polysportiven Athleten fest, dass er 2021 als Aktivjahr anhängen wird.

    «Das Abschiedsjahr habe ich mir anders vorgestellt», sagt er mit einem Augenzwinkern. Ob er in diesem Jahr allenfalls noch die Herbschwingfeste in Siebnen und Unteriberg bestreite, lässt er offen. «Ich trainierte zu Coronabeginn noch gut, aber inzwischen habe ich den Biss etwas verloren», sagt er zu seiner aktuellen Verfassung. Wenn jedoch das J+S-Lager mit der Bürgler Nationalturnriege Ende Juli in Tenero tatsächlich stattfinden kann, will er dort nochmals ins Training einsteigen.

     

    Erster Exploit 2007

    Andi Imhof sorgte als Spitzenathlet erst mit 23 Jahren für Aufsehen. «Ich war kein Frühzünder und deshalb viele Jahre einer von vielen», beschreibt er seine Nachwuchszeit. Mit 18 Jahren siegte er am Eidgenössischen Turnfest im Baselbiet in der obersten Nachwuchskategorie (L3). Schon bald folgten in der Kategorie A drei 2. Plätze an der Schweizer Meisterschaft. Der erste Exploit gelang ihm 2007 mit dem Eidgenössischen Turnfestsieg nach einem Schlussgangerfolg über Favorit Christian Dick. «Dieser Wettkampf lief von Beginn weg für mich», erklärt Imhof im Rückblick die Überraschung. Nationalturnszene beherrscht Nach dem Triumph in Frauenfeld beherrschte der Urner das Nationalturnen landesweit während einem Dutzend Jahren. Mit dem dritten eidgenössischen Turnfestsieg 2019 in Aarau rundete er seine eindrückliche Vorherrschaft in dieser Turnsparte ab. Aber auch im Schwingen kämpfte er während eines ganzen Jahrzehnts auf Topniveau. 2010 überraschte er am ESAF Frauenfeld als bester Innerschweizer auf Rang 3. Diese Topleistung bestätigte er im Jahr drauf mit Rang 2 am Unspunnen-Schwinget. Auch hier rundete Andi Imhof 2019 mit dem vierten eidgenössischen Kranz in Zug sein Palmarès eindrücklich ab. Nun braucht(e) er nur noch einen würdigen Abgang. Corona zögert diesen hinaus.

     

    «Hineingewachsen»

    Klein Andi begann im Alter von etwa neun Jahren gleichzeitig mit Nationalturnen und Schwingen, wie dies sein Vater Markus getan hatte. Dieser leitete die Nationalturnriege Bürglen, und der Filius gehörte logischerweise auch dazu. «Aber ich wuchs erst mit 16 Jahren so richtig hinein, als ich die Metallbauerlehre begann», erinnert er sich. Da stimmte vor allem auch im Schwingklub Bürglen das Umfeld mit einer starken Gruppe. Mit den zunehmenden Erfolgen von Andi Imhof kam auch eine neue Dynamik ins Nationalturnen im Urnerland hinein. Die Zusammenarbeit mit dem Schwingklub Bürglen funktioniert bestens. «Da ergeben sich viele Synergien», betont Andi Imhof, der schon früh J+S-Leiterkurse absolvierte und schließlich die Führung der Bürgler Nationalturnriege vom Vater übernahm. «Mein eigenes Nationalturntraining kommt trotzdem nicht zu kurz, weil wir ein großes Leiterteam haben und ich beispielsweise meine Freiübung individuell trainiere.» «Ideale Kombination» Der dreifache Familienvater demonstrierte mit seiner sportlichen Vielseitigkeit über Jahre eindrücklich, dass Schwingen und Nationalturnen zueinander passen.

     

    «Das Athletiktraining im Nationalturnen tat mir fürs Schwingen gut»,

     

    sagt er. Sein polysportives Training ab jungen Jahren sei für seine Karriere vorteilhaft gewesen. Deshalb habe er das Nationalturnen auch immer fast gleich stark gewichtet. So kam er mit wenigen Verletzungen durch die Aktivzeit. Nach dem verschobenen Rücktritt will er als J+S-Leiter und -Ausbildner im Sportfach Nationalturnen/Schwingen weiterhin tätig sein. «Da bleibe ich dabei», verspricht er.

     

    STECKBRIEF:

     

    Name/Vorname:   Imhof Andi

    Geburtsdatum:      22. November 1984

    Sternzeichen:         Skorpion

    Zivilstand:               verheiratet mit Barbara (Kinder: Malia 7, Dina 5, Eno 2)

     

    Wohnort:                Attinghausen UR

    Turnvereine:           TV Bürglen UR

    Schwingklubs:         SK Bürglen UR

    Größe:                      190 cm

    Gewicht:                  122 kg

    Erlernte Berufe:      Metallbauer und Metallbaukonstrukteur

    Hobbys:                    Turnverein, Skifahren, Langlauf, Biken, Sport allgemein

    Homepage:              www.andiimhof.ch

    Facebook:                 https://www.facebook.com/andreas.imhof.31

    Anzahl Kränze:         74 Schwingen, 64 Nationalturnen, 1 Ringen

      (total 10 eidgenössische Kränze)

    Schönste Erfolge:     diverse schöne Erfolge

    Größte Enttäuschung:      verfehlter Sieg an ENTT Bürglen 2011


     

    Wolfgang Rytz, 16.08.2020
      Bilder:
      Die andere Seite des Sportlers, Familienvater Andi Imhof.
      Ein gewohntes Siegerbild in den letzten Jahre
v.l.n.r: Gurtner Pascal, Imhof Andi und Bühler Ernst.
      Mister Nationalturnen, Imhof Andi
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