Nach einem für ihn enttäuschend verlaufenen Eidgenössischen Schwingfest in Zug, an dem er sich so viel vorgenommen hatte, trat er zum Saisonende bei der Schweizer Meisterschaft im Nationalturnen «locker» an, wie er im Rückblick schmunzelnd bemerkt. Pro Jahr bestreitet er mit der Nationalturnriege Kerns zwei bis drei Einsätze. Am Eidgenössischen Turnfest in Aarau war er krankheitsbedingt abwesend. In Grosswangen setzte er sich lediglich den Kranzgewinn zum Ziel.
Nach den Vornoten auf Rang 2
Zur eigenen Überraschung tauchte er nach den Vornotendisziplinen an zweiter Stelle auf. Dazu verhalfen ihm unter anderem Maximalnoten im Steinheben, Steinstossen und mit 11,8 Sekunden auch im 100-m- Lauf. «Der Sprint liegt mir. Ich war in der Schulzeit fünfmal schnellster Kernser», sagt der flinke Turnerschwinger dazu.
In Grosswangen schien der Flirt mit einem Spitzenplatz nach zwei gestellten Gängen nach der Mittagspause rasch beendet. Weil aber Favorit Andi Imhof den folgenden Gang Ringen stellte und Ettlin den Thurgauer Gian Blaser platt auf den Rücken bettete, rutschte der Aussenseiter in den Schlussgang. Bei
Punktgleichheit mit Imhof an zweiter Stelle hinter Jeremy Vollenweider entschied das höhere Vornotentotal für Stefan Ettlin.
Mit Energieanfall zum Titel
In der Endausmarchung fand sich Ettlin mit dem defensiven Stil des Zürchers lange nicht zurecht. Als sich bereits ein Gestellter abzeichnete, der Imhof hätte erben lassen, zog der 22-jährige Obwaldner gleich aufs «Gut» des Kampfrichters energisch kurz und fixierte dann Vollenweider in der Brücke, die er schließlich eindrückte.
«Der Meistertitel kam auch für mich sehr überraschend»,
bestätigt der Kernser Topathlet, dass er wie viele andere nicht mit diesem Ausgang gerechnet hatte.
Von Beginn weg polysportiv
Mit sieben Jahren begann er praktisch gleichzeitig mit Schwingen und Nationalturnen. Das war und ist für Kernser Verhältnisse normal, dass die Jugend gleichzeitig der Schwingersektion und der Nationalturnriege angehört. Stefan Ettlin pflegt die Polysportivität bis heute, obwohl er inzwischen dem Schwingen klare Priorität einräumt. Den ersten grossen Erfolg feierte er im Nationalturnen. 2010 siegte er am Eidgenössischen Turnfest in Frauenfeld in der Jugendklasse 2. Den ersten Schwingerkranz eroberte er mit 18 Jahren am Urner Kantonalen in Flüelen. National ins Rampenlicht rückte er in der Saison 2018, als er zuerst im Schlussgang des Zuger Kantonalen stand, den er gegen Martin Grab verlor. Später feierte er auf der Rigi seinen ersten Bergkranz.
Hohe schwingerische Ziele
Entsprechend liebäugelt er auch in Zukunft mit einem eidgenössischen Schwingerkranz. Fast auf gleich Stufe setzt er als Obwaldner einen Kranzgewinn auf dem nahen Brünigpass.
Sein normales Wintertraining umfasst sechs Trainingseinheiten pro Woche, davon drei im Sägemehl. Im Januar brachte ihn jedoch der unerwartete Tod seines Vaters, auf dessen Schwingerspuren er sich bewegt, aus dem Rhythmus. Entsprechend war er für diese Saison nicht wie gewohnt gut vorbereitet. Und jetzt scheint die Schwingersaison sogar ganz auszufallen.
Vielleicht noch Nationalturnen
Während der Coronakrise hält sich der Kernser Turnerschwinger so gut wie möglich zu Hause fit. Seine Ausdauer trainiert er auf dem Velo. Mit Kranzschwingfesten rechnet er nicht mehr. Hingegen hofft er, dass die verschiedenen Nationalturn-Wettkämpfe im September noch stattfinden können. Als Fassadenmonteur arbeitete er stets zu 100 Prozent. «Ich werde im Herbst diesmal keine Ferien nehmen.
Die kurze Nationalturnsaison würde ich deshalb gerne bestreiten», sagt er. Die Zielsetzung ist klar: «Den Schweizer-Meister-Titel bestätigen und jeweils um den Tagessieg mitkämpfen.»
STECKBRIEF:
Geburtsdatum: 23. Juli 1997
Sternzeichen: Löwe
Zivilstand: ledig
Wohnort: Kerns
Turnverein: STV Kerns
Schwingklub: Kerns
Grösse: 183 cm
Gewicht: 90 kg
Erlernter Beruf: Landmaschinenmechaniker
Jetziger Beruf: Fassadenmonteur
Hobbys: Fischen, Sport allgemein
Facebook: https://www.facebook.com/stefan.ettlin
Twitter: ---
Schönste Erfolge: Rigi-Kranz 2018, Schlussgang Zuger Kantonales
2018; SM-Titel Nationalturnen 2019
Grösste
Enttäuschung: Keine