Der Vielseitigkeitswettkampf auf dem Sportplatz Färberacker litt in der ersten Hälfte unter unerwarteten Regengüssen. Dies drückte auf die Leistungen der Athleten, das Zuschaueraufkommen und auch auf die Stimmung. Doch mit dem Eintreffen der zahlreichen Ehrengäste hellte sich der Tag auf. Am Nachmittag erlebten gegen 500 Zuschauer engagierte ringerische und schwingerische Zweikämpfe in den vier Sägemehlringen.
Regierungsrätliches Lob
Beim offiziellen Apéro lobte der Aargauer Regierungsrat Alex Hürzeler den organisierenden Turnverein STV Unterkulm für seine Unterstützung einer typischen schweizerischen Sportart, die nicht im grossen Rampenlicht stehe. Der Sportminister betonte die Bedeutung der Nachwuchsförderung, sei es im Sport oder im Berufsleben.
Als hätten die jungen Nationalturner die Botschaft gehört, gaben sie im Sägemehl zur Freude der Zuschauer vollen Einsatz, oft begleitet von bereits erstaunlichem technischem Können. Dagegen dominierte bei den 18 Eliteturnern in der Kategorie A das taktische Verhalten und das Abwarten einer guten Angriffsmöglichkeit.
Favorit teilweise gebremst
Der haushohe Favorit Jeremy Vollenweider büsste zwar im 100-m-Lauf bei intensivem Regen 2,1 Punkte ein, mit Maximalnoten im Steinheben, Steinstossen und Bodenturnen begrenzte er aber den «Schaden» im Vornotenprogramm. Zwar bremste ihn dann der 19-jährige Schwyzer im ersten Gang Ringen, doch mit einem folgenden Plattwurf sicherte sich Vollenweider zur Mittagspause eine vorentscheidende Differenz von drei Punkten auf den stärksten Herausforderer Marco Lussi. Der Nidwaldner trotzte Vollenweider am Nachmittag in den Schwinghosen zwei «Gestellte» aber, weil der Zürcher aber zweimal im Ringen klar gewann, blieb Lussi mit 2,4 Zählern Abstand «nur» Rang 2.
«Ich muss mit defensiv kämpfenden Gegner zurechtkommen», zeigte sich Vollenweider wenig frustriert über seine drei resultatlosen Gänge. Der Saisondominator, der nun bei fünf Tagessiegen im Nationalturnen steht, liess nicht unerwähnt, dass einige Spitzenturner fehlten. Nun fokussiere er in den nächsten Wochen aufs Schwingen, bevor er dann an den Eidgenössischen Nationalturntagen in Wigoltingen einen Podestplatz anstrebe.
Lokalmatador mit Achtungserfolg
Zur Freude der einheimischen Zuschauer zeigte der Unterkulmer Turner Ruedi Riesen im Sägemehl eine beachtliche Leistung. Nach vier Siegen und zwei «Gestellten» bettete er mit letzten Kräften in einem Zusatzgang einen fünften Gegner auf den Rücken. Weil Riesen aber am Vormittag beim Steinstossen, Weitsprung und 100-m-Lauf zuviele Punkte liegen gelassen hatte, fehlten für die Kranzauszeichnung neun Zehntel.
Wolfgang Rytz, 10.07.2023