Überragende Innerschweizer Sägemehlringer

    Die Innerschweizer Ringer dominierten die Eidgenössischen Ringertage in Willisau sowohl quantitativ wie qualitativ. Während der zwei Wettkampftage reihte sich Überraschung an Überraschung. Dennoch setzten sich mit Ausnahme des Obwaldners Michael Spichtig bekannte Ringer und Schwinger an die Spitze.

    Das von vielen totgesagte Sägemehlringen hat in Willisau zumindest von der Beteiligung her seine Daseinsberechtigung aufgezeigt. Mit 371 Ringern stieg das Interesse gegenüber der Austragung vor drei Jahren in Emmenbrücke um über 15 Prozent an. Weil jedoch weitere Wettkämpfe im Sägemehl die Ausnahme sind, fehlen sowohl den Athleten wie den Kampfrichtern die Übung.Mag sein, dass auch dies ein Grund für die Überraschungen war, die jeden Durchgang belebten.
    Den Hauptsieg in der Gewichtsklasse über 85 kg riss der Zuger Schwingereidgenosse Bruno Müller mit einem starken zweiten Tag an sich. Vorher hatte er gegen Titelverteidiger Rolf Scherrer verloren. Der 37-jährige Willisauer büsste jedoch mit Gestellten gegen die starkenMattenringer Pascal Gurtner und Christian Widmer und zuletzt gegen Schwingerass Christian Dick zuviele Punkte ein.
    Bruno Müller marschierte mit seinen Schwingerspezialitäten Hüfter und Übersprung gegen Ruedi Stadelmann, Willy Graber und Christian Dick durch. So stand er schon vor dem Schlussgang gegen denMenzinger Teamkollegen Franz Föhn als Gesamtsieger fest. «Der Sieg gegen Willy Graber war der Schlüssel zum Erfolg. Danach lief alles für mich», kommentierte der für Menzingen startende Ägeritaler freudestrahlend.

    Drei Dominatoren
    Nie um den Klassensieg zu zittern brauchten die beiden Hergiswiler Patrick Stadelmann (-63 kg) und Thomas Suppiger (-76 kg) sowie der Weinfelder Thomas Wild (-58 kg). Diese Mattenspezialisten lagen von Beginn weg vorne und kontrollierten am zweiten Tag das Feld.
    Für die grösste Überraschung sorgte der Nicht-Mattenringer Michael Spichtig. Nach der Halbzeitführung verlor der Kernser zwar gegen Friedrich Eggenberger und René Neyer. Doch der «Hobbyringer und Schwinger», der seit Emmenbrücke 2006 keinen Ringerwettkampf mehr bestritten hatte, qualifizierte sich trotzdem für den Schlussgang und nahm dort völlig unerwartet Revanche an Altmeister Neyer. Dieser spürte den Kräfteverschleiss über zwei Tage und liess sich im Bodenkampf, seiner Spezialität, übersteigen.

    Martin Steiner nützte die Gunst
    Am turbulentesten verlief der Kampf um den Klassensieg bis 85 kg. Am ersten Tag dominierte der Freiämter Reto Bucher, doch dann tauchte der Olympiaheld von 2004 gegen Nationalturnerspezialist Peter Elsener und gab trotz sicherem Kranzgewinn auf. Titelverteidiger Michael Jauch stellte die letzten drei Gänge, darunter gegen den Freiämter Sandro Vollenweider. Der Brunner Martin Steiner nützte die Gunst der Stunde und besiegte im Gang der Punkthöchsten Peter Elsener mit einem satten Hüfter platt.

    Rytz Wolfgang, 27.08.2009