Ein grosses Kämpferherz hört auf

    Mitten in der Saison hat der 32-jährige Muotathaler Leo Betschart überraschend seinen Rücktritt erklärt. Mit dem Schwyzer verlieren die Nationalturner, Schwinger und Ringen ein markantes Aushängeschild. Für viele kommt der Rücktritt von Leo Betschart überraschend. „Der Grund ist in erster Linie die fehlende Motivation. Dazu kamen in der laufenden Saison aber auch wieder zwei Verletzungen am Brustbein und um Fuss“ erklärt der Muotathaler. Dass nicht allein das Gewicht und die Grösse für grosse Taten im Sägemehlring massgebend sind, hat Leo Betschart in seiner fast 20 Jahre dauernden Laufbahn immer wieder bewiesen. Sein ausgesprochener Ehrgeiz, die Schwingtechnik und im richtigen Moment das richtige zu tun, machten jedoch vieles wieder wett. Brienzer vor – und rückwärts gelangen ihm meistens in Perfektion, dazu kamen aber auch noch der Hüfter und der Hochschwung. Im Nationalturner galt er als grosser Vornotenspezialist, welcher es immer wieder fertig brachte im Hochweitsprung und im Bodenturnen mit sehr guten Noten aufzuwarten.

    Im vierten Anlauf zum eidgenössischen Kranz
    Mit einem Exploit gegen den Berner Andreas Krebs schaffte Leo Betschart 2002 auf der Rigi die Schlussgangqualifikation und klassierte sich nach der Niederlage gegen Martin Grab im ausgezeichneten dritten Rang. Am Schwyzer Kantonalfest in Küssnacht 2003 erreichte das Leichtgewicht erneut den Schlussgang und holte gegen den favorisierten Adi Laimbacher ein verdientes Unentschieden. Dazu gewann er an diesem Fest den Schönschwingerpreis. Aber das Prunkstück in seiner 32 Exemplare umfassenden Kranzsammlung im Schwingen ist der eidgenössische Kranz in Luzern, den er im vierten Anlauf schaffte. Mit sechs Kranzgewinnen war dies gleichzeitig auch seine ertragsreichste Saison. Als Krönung wurde der nur 89 Kilogramm schwere Athlet zum „Schwyzer Sportler 2004“ gewählt.

    Grosse Nationalturnererfolge
    Unzählige grosse Erfolge feierte der Maurer-Polier auch im Nationalturnen mit nicht weniger als 37 Kränzen (vier eidgenössische Kränze), viele Siege an Nationalturner-Teilverbandsfesten und zwei Schweizermeister-Titeln. Herausragend war für ihn bestimmt die Schlussgangteilnahme bei den Eidgenössischen Nationalturntagen 2006 in Aristau. Den Schlussgang gegen Christian Dick verlor er auf sehr umstrittene Art und Weise. Dadurch blieb ihm der längst verdiente grosse Triumph versagt. Am Eidgenössischen Turnfest 2007 in Frauenfeld beendete er seine Nationalturnerkarriere mit dem 10. Rang, nach etwas Pech in den Vornotendisziplinen. Eine weitere eidgenössische Auszeichnung holte Leo Betschart sich zudem an den eidgenössischen Ringentagen 2006 in Emmenbrücke.

    Stehaufmännchen
    Leo Betschart ist ein wahres Stehaufmännchen. 1996 musste er sich an der Achsel und 1998 am linken Knie operieren lassen. 2003 zog er sich am Innerschweizer Schwingfest einen Kieferbruch zu. Trotz dieser Verletzungsserie kehrte er immer wieder auf die Erfolgsstrasse zurück. Mit dem sympathischen Turnerschwinger verschwindet zweifellos ein vom Publikum gern gesehener, von den Schwinger- und Nationalturnerkollegen geachteter und gefürchteter Aktiver, der den Sport im Sägemehlring und im Nationalturnen in hohem Mass belebt und bereichert hat. In Zukunft wird Leo Betschart weiterhin als ausgewiesener Jugi-Leiter im Muotathal tätig sein und den Nachwuchs in seiner Region fördern. Simon Gerber, 30.06.2007
      Bilder:
      Leo Betschart konnte viele grosse Erfolge feiern im Nationalturnen. unter anderem wurde er Zweifacher Schweizermeister im Nationalturnen 2004 und 2006
      Leo Betschart